Am Ostersonntag, dem 20. April 2025, erlebte die rheinische Schaustellergemeinschaft einen bewegenden Moment fern ihres angestammten Platzes: Rund 30 Schaustellerinnen, Schausteller und Besucherinnen und Besucher versammelten sich nicht wie gewohnt auf der Deutzer Werft, sondern erstmals am Ausweichstandort Rodenkirchener Riviera. Dort, unter freiem Himmel und bei frühlingshaftem Wetter, zelebrierte Pfarrer Sascha Ellinghaus von der Katholischen Circus- und Schaustellerseelsorge die traditionelle Ostermesse – vor einem liebevoll geschmückten Autoscooter-Altar.
Die Atmosphäre war feierlich und familiär. Zwischen Fahrgeschäft und Imbisswagen wurde die zentrale Osterkerze entzündet – ein jahrzehntealtes Ritual der katholischen Schaustellerseelsorge, das Hoffnung, Glauben und Zusammenhalt symbolisiert. Auch wenn der Standort ungewohnt war, blieb die emotionale Tiefe der Feier ungebrochen. „Es ist nicht der Ort, der uns ausmacht, sondern die Gemeinschaft“, betonte Ellinghaus in seiner Predigt.



Streit um die Deutzer Kirmes blockiert Planung
Hintergrund des Ortswechsels ist ein derzeit schwebendes Vergabeverfahren um die Durchführung der Deutzer Kirmes für die Jahre 2025 bis 2029. Zwar wurde die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) von der Stadt Köln als Siegerin der Ausschreibung benannt, doch ein endgültiger Zuschlag blieb bislang aus. Der unterlegene Bewerber, Wilfried Hoffmann aus Leverkusen, reichte ein Nachprüfungsverfahren bei der Vergabekammer der Bezirksregierung Köln ein. Solange keine Entscheidung fällt, ruht das Verfahren – und mit ihm die Planungssicherheit für die Beteiligten.
Die Osterkirmes ist für die Schaustellerfamilien nicht nur ein wirtschaftlich bedeutsames Ereignis, sondern auch ein spiritueller Fixpunkt im Kalender. Dass die Veranstaltung dieses Jahr an einem provisorischen Ort stattfinden musste, verdeutlicht die Brisanz der aktuellen Lage.
Rodenkirchen als Zwischenlösung mit Charme
Die Rodenkirchener Riviera erwies sich trotz kurzfristiger Organisation als würdiger Ersatzort. Die weitläufige Wiese am Rheinufer bot ausreichend Raum für Stände, Fahrgeschäfte und das geistliche Zentrum. Dennoch: Die mediale Strahlkraft und infrastrukturelle Anbindung der Deutzer Werft bleiben unerreicht. Viele der treuen Besucherinnen und Besucher fanden dennoch den Weg an den neuen Standort – ein Signal, das von Treue und Traditionsbewusstsein zeugt.
Die diesjährige Osterkirmes an der Uferstraße in Köln-Rodenkirchen läuft noch bis zum 27. April 2025 – ein Angebot an Familien, Kinder und Freunde des rheinischen Schaustellerwesens, sich auch außerhalb des gewohnten Rahmens mit Karussell und Zuckerwatte zu begegnen.
Die GKS zeigte sich trotz der offenen Situation optimistisch. „Wir hoffen auf eine baldige Entscheidung der Vergabekammer und setzen alles daran, die Kirmes 2026 wieder an ihrem Ursprungsort durchzuführen“, so ein Sprecher. Bis dahin bleibe Rodenkirchen ein funktionaler Ausweichstandort – wenngleich mit weniger Kapazität.
Zukunft des Schaustellerwesens in Köln ungewiss
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die zunehmende Bürokratisierung und rechtliche Komplexität rund um Volksfeste in deutschen Großstädten. Für die Schausteller steht mehr auf dem Spiel als bloße Standortfragen: Es geht um langfristige Planung, wirtschaftliche Stabilität und den Erhalt kultureller Identität.
So bleibt der Ostergottesdienst 2025 nicht nur ein Symbol der Hoffnung, sondern auch ein Zeichen für den Durchhaltewillen einer traditionsreichen Branche, die selbst unter veränderten Bedingungen an ihren Werten festhält – zwischen Glaube, Gemeinschaft und gelebter Geschichte.