Zwischenbilanz zwei Monate nach der Unwetterkatastrophe
Gut zwei Monate nach der Unwetterkatastrophe erreichen die Wiederaufbauarbeiten an den teils stark zerstörten Autobahnen im südlichen Rheinland einen ersten wichtigen Meilenstein: Am Dienstagvormittag (21.9.) wird die A61 zwischen den Autobahnkreuzen Kerpen und Meckenheim in Fahrtrichtung Koblenz durchgängig geöffnet. Damit steht diese wichtige Nord-Süd-Verbindung in Richtung Süden dem Fernverkehr wieder zur Verfügung.
„Trotz dieses Lichtblicks müssen weitere wichtige Autobahnabschnitte aufgrund der massiven Schäden bis auf Weiteres gesperrt bleiben. Vor allem der Ausfall der A61 in Fahrtrichtung Venlo sowie die Vollsperrung der A1 zwischen dem Autodreieck Erfttal und der Anschlussstelle Hürth führen weiterhin zu einer sehr starken Auslastung der Ausweichstrecken. Wir rechnen mit weiteren Öffnungen gegen Ende des Jahres,“ erklärt Willi Kolks, Leiter der Außenstelle Köln (Autobahn GmbH Rheinland).
Unwetter verursachen Schäden im zweistelligen Millionenbereich
Die verheerenden Unwetter im Juli hinterließen in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens und Rheinland-Pfalz nie gekannte Schäden und kosteten hunderte Menschen das Leben. So wurde auch die Infrastruktur im südlichen Rheinland und nördlichen Rheinland-Pfalz massiv zerstört: weggespülte Brücken, auf kompletter Breite durchpflügte Autobahnen, über Kilometer abgerutschte Böschungen sowie eingestürzte Lärmschutzwände. Allein an den Autobahnen im Rheinland entstanden Schäden bis zu 100 Millionen Euro.
In der Spitze waren während und nach den Unwettern mehr als 130 Kilometer Autobahn (in einfache Richtung) zwischen Wuppertal und Sinzig teil- oder vollgesperrt. Bereits am Freitag nach den verheerenden Unwettern begannen die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten. An nahezu allen Stellen im weiträumig zerstörten Infrastrukturnetz wird gleichzeitig gearbeitet. Die Baufirmen haben alle verfügbaren Mitarbeiter in das Krisengebiet geschickt, um dort die Arbeiten voranzutreiben, insbesondere an den wichtigen Verkehrsknotenpunkten. Viele der Schäden konnten kurzfristig behoben und die Sperrungen nach wenigen Tagen aufgehoben werden. Aktuell sind noch rund 45 Kilometer (einfache Strecke) voll- und 10 Kilometer Autobahn teilgesperrt.
Gleichzeitig erfolgte parallel zu den laufenden Instandsetzungsarbeiten eine dezidierte Schadensaufnahme und -analyse. Neben den offensichtlichen Schadensbildern wurden die aktuell gesperrten Strecken auf mögliche Schäden im nicht sichtbaren Bereich untersucht, unter anderem per Georadarmessungen und Sondierungsbohrungen.
Unser Ziel: Die Öffnung der gesamten A61 zum Jahreswechsel
Außenstellenleiter Willi Kolks: „Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Jahreswechsel das Gros der Schadstellen beseitigt haben. Unser großes Ziel ist, die A61 in beiden Fahrtrichtungen allen Verkehrsteilnehmern möglichst schnell wieder zur Verfügung zu stellen.“
Neben den großen Schadstellen gibt es im gesamten Rheinland etliche weitere Stellen, die in Folge des Unwetters beschädigt wurden und in der näheren Zukunft behoben werden. So müssen mehr als 60 Böschungsrutsche bearbeitet werden. Dazu kommen viele Meter beschädigter Entwässerungsleitungen, die erneuert werden müssen. Auch können weitere Spätfolgen nicht ausgeschlossen werden. Daher wird es unter Ausnutzung der üblichen Sperrwege punktuell immer wieder zu Eingriffen in den Verkehr auf den Autobahnen im südlichen Rheinland kommen.
Die größten Schadstellen an den Autobahnen A1, A61 und A553
A1, Böschungsrutsch zwischen Köln-Lövenich und -Bocklemünd
Auf einer Länge von rund 1,5 Kilometern war die Böschung entlang der A1 in Richtung Dortmund zwischen den Anschlussstellen Köln-Lövenich und -Bocklemünd abgerutscht. Dadurch wurden auch die Schutzeinrichtungen („Leitplanken“) beschädigt sowie abschnittweise auch der Standstreifen. Nach einer wochenlangen Zweispurigkeit führen seit Anfang September drei eingeengte Spuren an der Schadstelle vorbei. Die aufwändige Wiederherstellung der Böschung erfolgt bis Anfang 2022.
A1, Bauwerk „Liblarer Mühlengraben“ (bei Hürth)
Die Fundamente der Brücke über den „Liblarer Mühlengraben“ wurden unterspült. Das Bauwerk sackte ab und zerbrach. Mittlerweile ist die Brücke komplett abgerissen und die Trümmer sind abtransportiert worden. Nach erfolgter Kampfmittelsondierung startet nun der Bau der neuen Stützpfeiler für die beiden neuen Teilbauwerke. Die Fertigstellung der Fahrtrichtung Koblenz erfolgt voraussichtlich Anfang 2022, voraussichtlich weitere drei Monate später soll auch die Gegenrichtung wieder befahrbar sein.
A1, Sanierung der Strecke zwischen Dreieck Erfttal und Hürth
Die Fahrbahn ist durch den intensiven Baustellenverkehr zur Errichtung neuer Dämme bei Erftstadt-Blessem stark in Mitleidenschaft gezogen worden und muss nach Abschluss der Arbeiten auf der gesamten Länge zwischen dem Autobahndreieck Erfttal und der Anschlussstelle Hürth erneuert werden. Auch die Straßenausstattung (u.a. Leitplanken) werden ersetzt. Die Arbeiten werden mit der Fertigstellung der Bauwerke am „Liblarer Mühlengraben“ koordiniert.
A61, Anschlussstelle Gymnich
Fahrtrichtung Koblenz: Hier hatte die „Kleine Erft“ im Bereich des Bauwerks über das Gewässer am Widerlager Material ausgespült und den Standstreifen unterspült. Der Schaden wurde schnell behoben und die Strecke zwischen den Anschlussstellen Türnich und Gymnich konnte Anfang August freigegeben werden.
Fahrtrichtung Venlo: An der Anschlussstelle Gymnich war die Böschung abgerutscht. Die Sicherung der Böschung und der Wiederaufbau der Schutzeinrichtung wurden in der vergangenen Woche abgeschlossen. Die Anschlussstelle Gymnich wurde am Montag (13.9.) geöffnet. Die A61 ist ab Gymnich frei befahrbar.
A1/A61, Unterspülungen am Autobahndreieck Erfttal
Im Autobahndreieck Erfttal unterspülte die Erft die Autobahn massiv. Infolgedessen stürzte die Lärmschutzwand auf ca. 100 Metern Länge ein und die Standspur sowie der rechte Fahrstreifen brachen weg. Nach der Bergung der Trümmer aus der Erft erfolgt aktuell die Wiederherstellung der Böschung und Stützwand. Voraussichtlich im ersten Quartal 2022 können die Arbeiten mit dem Aufbau der Verbindungsfahrbahn zur A61 in Richtung Venlo abgeschlossen werden.
A1/A61, Erneuerung der Fahrbahn zwischen Kreuz Bliesheim und Dreieck Erfttal
Die Analyse des Georadars ergab für die Fahrbahn der A1/A61 zwischen dem Autobahnkreuz Bliesheim und dem Autobahndreieck Erfttal ein deutliches Schadensbild. Infolge der Überspülung und Durchnässung wurde die Asphaltdecke so geschädigt, dass diese auf der gesamten Länge erneuert werden muss. Die Erneuerung der Fahrbahn in Richtung Norden soll Ende 2021 abgeschlossen sein. Im Zuge dieser Maßnahme wird eine provisorische Rampe im Dreieck Erfttal zur A61 nach Venlo geplant, um die A61 in diese Richtung dann komplett öffnen zu können.
A1/A61/A553, Diverse Schäden im Kreuz Bliesheim
In zusammengefasst zwölf Bereichen rutschen Böschungen ab und es entstanden Schäden an Fahrbahnen, Entwässerungs- und Schutzeinrichtungen. Die Böschungen und Schutzeinrichtungen wurden weitgehend wiederhergestellt. In den nächsten Wochen erfolgt die Erneuerung der Fahrbahnen und die Reparatur der Kanäle. Anfang 2022 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.
A61, Zerschneidung bei Swisttal
Bei Swisttal hatte der „Schießbach“ die A61 sowie das Querungsbauwerk auf kompletter Fahrbahnbreite zerstört. Hier wurden in den vergangenen zwei Monaten provisorisch Rohre für den Bachdurchlass verlegt, die Fahrbahn neu aufgebaut und die Schutzeinrichtungen wiederhergestellt. Die Arbeiten stehen kurz vor dem Abschluss, so dass die A61 in Richtung Koblenz voraussichtlich am kommenden Dienstag (21.9.) hier wieder befahrbar ist. Die Fahrtrichtung Venlo kann voraussichtlich Anfang Oktober zwischen der Anschlussstelle Rheinbach und dem Kreuz Bliesheim unter Verkehr genommen werden, um den regionalen Verkehr zu entlasten. Eine Öffnung ab dem Autobahnkreuz Meckenheim erfolgt aus verkehrsbehördlichen Gründen bis auf Weiteres nicht.
A553, Böschungsschäden zwischen Autobahnkreuz Bliesheim und Anschlussstelle Brühl
Zwischen dem Autobahnkreuz Bliesheim und der Anschlussstelle Brühl kam es in Folge des Starkregens zu Böschungsrutschen und Fahrbahnschäden durch Unterspülung und Durchnässung entlang der Fahrbahn in Richtung Köln. Zunächst wurde die Böschung an der größten Schadensstelle wiederhergestellt und eine Schadensanalyse durchgeführt. Weitere Böschungssicherungen und -wiederherstellungen sowie die Errichtung einer neuen Drainage entlang der A553 laufen aktuell. Die Fertigstellung aller Arbeiten wird bis Ende 2021 erwartet. Bereits im Oktober soll eine durchgängige Zweispurigkeit in Fahrtrichtung Köln eingerichtet werden.