Der größte Einsatz der Geschichte des Technischen Hilfswerks (THW) ist noch nicht beendet. „Unsere Kompetenzen sind hier weiterhin gefragt“, erläutert THW-Präsidentin Sabine Lackner und ergänzt: „Es bleibt ein Einsatz der Superlative. Auch in diesem Jahr haben wir drei weitere Brücken errichtet. Darunter ist mit 82,35 Metern auch eine der längsten je vom THW gebauten Behelfsbrücken. Bundesweit waren alle 668 THW-Ortsverbände mit allen 25 verschiedenen, technischen Teileinheiten gefragt. Das gab es zuvor noch nie.“
Inzwischen haben THW-Spezialistinnen und -Spezialisten unter anderem 34 Behelfsbrücken errichtet, die bis zum Neubau von Übergängen die jeweiligen Ufer verbinden. In diesem Jahr erhielten Swisttal-Heimerzheim (Januar), Walporzheim (März) und Linnich (März) je eine neue Brücke. Eine erste dieser Behelfsbrücken baute das THW im Juni 2023 in Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) bereits wieder ab. Weitere folgen, sobald die Neubauten fertig sind. Wenngleich schon viel geleistet wurde, nehmen der komplette Wiederaufbau und die Verarbeitung der erlebten, belastenden Situationen noch Zeit in Anspruch.
Nach heftigem Starkregen am 14. und 15. Juli 2021 war das THW mit rund 17.000 Einsatzkräfte aus ganz Deutschland aktiv, um die Unwetterfolgen einzudämmen. Seitdem leisteten THW-Fachleute über 2,7 Millionen ehrenamtliche Einsatzstunden. Zu Spitzenzeiten arbeiteten rund 4.000 THW-Ehrenamtliche bzw. Hauptamtliche an der Beseitigung der Folgen des heftigen Starkregens, nicht nur in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, sondern auch in Bayern und Sachsen. Dabei waren auch etliche THW-Ortsverbände mit Fahrzeugen und Material sowie THW-Ehrenamtliche mit ihren Familien zum Teil schlimm betroffen.
Als Würdigung der enormen Leistungen und als Dank wurden inzwischen die ersten THW-Einsatzkräfte mit der Einsatzmedaille „Fluthilfe 2021“ ausgezeichnet. „Die THW-Helferinnen und -Helfer haben in der ersten Phase nach der Katastrophe Menschen gerettet, Wasser abgepumpt, Schlamm und Schutt beseitigt, Krisenstäbe mit Fachleuten unterstützt und die Strom- sowie Wasserversorgung in den betroffenen Gebieten gewährleistet. In einer zweiten Phase ging es für das THW um die Wiederherstellung von Infrastrukturen, Baufachberatung oder den Einsatz von Sicherungssystemen. Dafür kann man den THW-Einsatzkräften nicht oft genug danken“, so Präsidentin Lackner.
Nun geht es darum, zukunftsweisende Schlussfolgerungen und Lehren aus den Ereignissen zu ziehen. Dazu begann das THW, wie üblich, schon während des Einsatzes mit einer internen Nachbereitung. Seit März 2023, liegt der Bericht zur internen Einsatznachbereitung vor, in dem Handlungs- sowie Verbesserungsbedarfe für künftige THW-Einsätze festgehalten sind. Diese Lehren und Schlussfolgerungen flossen in das kürzlich veröffentlichte THW-Rahmenkonzept (RaKo) 2023 ein. „Wir stellen uns dabei als ehrenamtliche Bevölkerungsschutzorganisation des Bundes im Gefüge des ‚Neustarts Bevölkerungsschutz‘ für die Zukunft auf“, erklärt Präsidentin Lackner und fügt hinzu: „Das THW entwickelt sich kontinuierlich weiter und passt sich neuen Bedingungen an, um einen zeitgemäßen, resilienten Bevölkerungsschutz zu etablieren. Der Blick nach vorne beinhaltet dabei immer das Lernen aus der Vergangenheit.“