Es ist Rosenmontag im Rheinland, egal ob Corona oder nicht. Und weil auch die Klimakrise weitergeht, weil der neue CDU-Chef und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet trotzdem an seinen Kohleplänen festhält, gab es dieses Jahr einen ganz besonderen Karnevalsswagen. Etwas einsam Stand er auf dem Roncalli Platz vor dem Kölner Dom, flankiert von Greenpeace Aktivisten, und prangerte an, dass immer noch Dörfer für Braunkohle abgebaggert werden.
Auf dem Wagen des bekannten Düsseldorfer Wagenbauers Jacques Tilly ist Laschet mit Karnevalskappe als Fahrer eines Schaufelradbaggers zu sehen, der eine Kirche abreißt. Auf der Narrenkappe steht “Trotz Corona – Laschet bleibt Jeck wie eh und Jeh”, an dem Wagen „CDU: Heimat zerstört, Kohle Alaaf!“.
Die Klimaschützer greifen damit die Tradition des Rheinischen Karnevals auf, satirisch politische Missstände anzuprangern. Sie fordern von Armin Laschet, die klimaschädliche Erweiterung des Braunkohletagebaus Garzweiler II zu stoppen und den Abriss von weiteren Dörfern und Kirchen zu beenden.
„Mitten in der Klimakrise weiter Braunkohle abzubauen, greift die Glaubwürdigkeit der Union an“, sagt Bastian Neuwirth, Klimaexperte von Greenpeace “Laschet muss endlich seine närrische Politik beenden, die sich gegen Klima, Kultur und die Menschen richtet.”
In NRW steht in diesem Frühling die Leitentscheidung an, wie die Grenzen der Tagebaue im Rheinischen Revier zukünftig gesteckt werden. Trotz des Kohleaussstiegs hält Laschet bisher an der geplanten Umsiedlung von weiteren Dörfern für den Braunkohleabbau fest, über 1500 Menschen sollen umgesiedelt werden.
RWE will dadurch fast 900 Millionen Tonnen Braunkohle bis 2038 abbauen. Mit dieser Menge könnte die Bundesregierung die Ziele des Pariser Klimaabkommens für Deutschland nicht mehr erreichen. “Wer Kanzler werden will, muss Klimaschutz können.“ sagt Neuwirth “Sonst ist er der falsche Mann am Platz. Die Pariser Klimaziele entscheiden sich für Deutschland am Rheinischen Tagebau.”
Karnevalswagen vor Keyenberger Kirche
Am Nachmittag fahren die Klimaschützer mit dem Karnevalswagen nach Keyenberg und Kuckum und werden an der Kirche in Keyenberg zusammen mit der Initiative “Alle Dörfer bleiben” und Menschen aus der Region ein weiteres Zeichen gegen die jecke und gestrige Politik der Union setzen, die weder vor der Zerstörung von Kulturgut noch des Klimas halt macht. Die geplante Entweihung der Kirche in Keyenberg, deren Fundamente älter sind als von Notre-Dame, steht derzeit im Zentrum des Kohle-Protests.
Denn der fortgesetzte Braunkohleabbau in NRW wird von immer mehr gesellschaftlichen Akteuren hinterfragt. Im Januar setzte der Aachener Bischof Helmut Dieser die erbetene Entweihung der Kirche von Keyenberg vorerst aus. Er betonte, dass für den Klimaschutz eine konsequente Verringerung des CO2-Ausstoßes und der Tagebaue nötig und der Erhalt der Dörfer möglich sei. Die Entweihung wäre Voraussetzung für den späteren Abriss durch den Kohlekonzern RWE. Für die Menschen im Rheinland und Klimaschützerinnen und Klimaschützer ist klar: diese Kirche muss als Kirche im Dorf bleiben!