Seit heute morgen legen Klimaaktivistinnen wichtige Infrastruktur der Rheinland Raffinerien von Shell lahm. Sie gehören zum Bündnis „Aufstand mit Abstand“ und blockieren unter Beachtung des Corona-Abstandsgebots Zufahrtsstraßen sowie einen Verladehafen.
Wesseling / Köln (red.) – Mit Dreibeinen, Lock-Ons und Sitzblockaden an den Toren 9 und 1 wird die LKWAuslieferung der Raffinerieprodukte behindert. Mit Kajaks auf dem Rhein verhindern weitere Aktivistinnen die Ein- und Ausfahrt von Schiffen zum Godorfer Hafen. „Der Konzerngigant Shell produziert seit Jahren einen Umweltskandal nach dem anderen. Wie zuletzt in Godorf: seit November letzten Jahres versickern hier mindestens 390 Tonnen Öl im Grundwasser. Wir tun jetzt das, was die Behörden seit Jahren unterlassen und machen die Raffinerie selber dicht!“, so Lea Neus, eine Sprecherin des Bündnisses.
Der Konzerngigant Shell ist einer der größten CO2-Emittenten weltweit. Die Shell Rheinland verarbeitet jährlich 17 Mio. Tonnen Rohöl und beliefert u.a. den
Kölner und Frankfurter Flughafen mit extrem umweltschädlichem Kerosin und Tankstellen mit Diesel und Benzin.
Die Besetzerinnen greifen hier direkt ein: Sie verhindern, dass Tanklaster und Tankschiffe das Betriebsgelände in Godorf und Wesseling verlassen. „Die Mehrheit der Bevölkerung erwartet eine radikale Wende der Verkehrs- und Klimapolitik, aber stattdessen beschenkt die Politik Umweltverbrecher wie Shell in Coronazeiten mit Steuererleichterungen oder mit einer neuen Brücke“, kritisiert Sven Muller vom Aktionsbündnis, das sich mit der Bürgerinitiative „Bürger gegen die Brücke“ solidarisiert, die sich gegen die geplante Rheinquerung zur Wehr setzt.
Regierende erweisen sich als handlungsunwillig und -unfähig. „Nicht zuletzt beim ‚Kohleausstiegsgesetz‘ haben wir gesehen: Die Regierungen sind nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Deshalb nehmen wir mit unserer Blockade die Klimagerechtigkeit selbst in Hand“, fasst Lea Neus zusammen und erklärt: „Wir setzen uns ein, für eine radikale, nachhaltige Verkehrs- und Energiewende. Wir fordern eine generelle Minimierung der Verkehrswege, massives Zurückdrängen des Individualverkehrs, und des ölbasierten Verkehrs. Dazu gehört auch eine Entmachtung der Erdölkonzerne. Stattdessen brauchen wir clevere Mobilitätskonzepte, welche von den Betroffenen selbst erarbeitet werden!“
Shell ist in 140 Ländern vertreten und erzielt mit 80 000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von fast 350 Milliarden Dollar. Der Konzern ist international bekannt geworden durch Umweltskandale und Unterstützung von Terrorregimen im globalen Süden. In Nigeria wurden z.B. Hunderttausende für die Ölförderung vertrieben, Menschen, die Widerstand leisteten, wurden ermordet. Shell wurde gezwungen Schadensersatz an Angehörige von Getöteten zu zahlen, bestreitet aber bis heute jede Verantwortung. Shell ist aber auch ein Symbol. Während Shell im Nigerdelta wütet, sind es anderswo Andere, welche aus Streben nach Öl, Macht und aus neokolonialer Verblendung, Kriege führen, ausbeuten, verschmutzen, ermorden.
Deshalb kommen wir hierher und wollen vor Ort zu einer Schließung der Raffinerie Wesseling/Godorf beitragen! „Wir fordern die Zerschlagung von Shell. Wir wollen, dass die auf neokolonialer Ausbeutung beruhenden Profite von Shell für die Behebung der Schäden weltweit verwendet werden und damit einhergehend die Ära der Erdölförderung zu Ende geht!“, so Lea Neus und weiter: „Wir verhindern effektiv die Auslieferung von Raffinerie-Produkten und setzen dem Öl-Wahn etwas entgegen.
Neben dieser Aktion finden am Wochenende noch viele weitere Aktionen im Rahmen der Aktionstage ‚Aufstand mit Abstand‘ statt. Unter Beachtung der Coronabestimmungen widersetzen sich Klimaaktivistinnen verschiedenen kapitalistischen und zerstörerischen Industrien.“
Quelle: no (s)hell on earth
Fotos: no (s)hell on earth