Es waren nur wenige Sekunden, doch sie reichten aus, um ein weiteres Kapitel der eskalierenden Gewalt in Köln zu schreiben. Am Mittwochabend, dem 29. Januar, betrat ein maskierter Mann mit schwarzer Kapuzenjacke und Handschuhen gegen 21.13 Uhr einen Kiosk an der Frankfurter Straße. Ohne zu zögern, steuerte er direkt auf den Thekenbereich zu, in dem der 33-jährige Angestellte stand. Dann zog er eine Waffe und schoss. Mehrfach, gezielt auf den Unterkörper seines Opfers. Sekunden später war der Täter verschwunden – geflüchtet auf einem privaten E-Scooter in Richtung Gernsheimer Straße. Der Kiosk-Mitarbeiter blieb schwer verletzt zurück.
Die gesamte Tat wurde von einer Überwachungskamera erfasst. Das Video zeigt einen Mann, 1,80 bis 1,85 Meter groß, von schmaler Statur. Die Maske verbarg sein Gesicht, doch die Entschlossenheit in seinem Handeln war unübersehbar. Er kam nicht zum Raub, nicht aus Affekt – sondern mit einer klaren Absicht: töten.
Ein Zufall war die Tat wohl nicht. Nach ersten Ermittlungen der Mordkommission gibt es eine Verbindung zu einem anderen Verbrechen. Der angeschossene 33-Jährige war ein Bekannter jenes Mannes, der am 22. Oktober 2024 vor einem Fitnessstudio in Köln-Kalk erschossen wurde. Ein Mordfall, der damals die Stadt erschütterte und nun eine neue Dimension erhält. Die Ermittler der eigens gegründeten Einheit „Kalasch“ arbeiten unter Hochdruck daran, die Zusammenhänge offenzulegen. Ein Racheakt? Eine Warnung? Oder die nächste Eskalationsstufe eines bereits laufenden Konflikts?
Die Polizei hofft auf Zeugen. Wer in der Tatnacht im Bereich Frankfurter Straße oder Gernsheimer Straße verdächtige Beobachtungen gemacht hat, wird dringend gebeten, sich zu melden. Hinweise nimmt die Polizei Köln unter der Telefonnummer 0221 229-0 oder per E-Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de entgegen.
Die Spurenlage ist dünn, doch eines ist klar: Die Gewalt in Köln eskaliert – und die Täter scheinen keine Angst zu haben, ihre Rechnungen mitten in der Stadt zu begleichen.