Bürgermeister Max Leitterstorf betonte in der Pressekonferenz am Montagnachmittag: „Gestern hat die ganze Stadt den Atem angehalten und fassungslos auf weitere Nachrichten aus Niederpleis gewartet, wo lange zwei Einsatzkräfte als vermisst galten. Eine Welle der Solidarität und Anteilnahme hat uns aus ganz Deutschland erreicht. Wir standen heute früh als Freiwillige Feuerwehr gegen 1 Uhr Spalier, als die beiden Feuerwehrleute nach der Bergung im Leichenwagen an uns vorbeigefahren wurden.
Ich habe gestern zu unserer Freiwilligen Feuerwehr gesprochen. Es gibt in dieser Situation keine richtigen Worte, die genug Trost bringen können. Es gibt keine Worte, um diesen tragischen Unfall fassbar zu machen. In dieser Situation gilt es, beieinander zu sein und Kraft zu ziehen aus dieser Gemeinschaft. Kraft um das Erlebte irgendwie zu verarbeiten.
Aus einem Protokoll der Lagebesprechung nach einem Besuch am Feuerwehrhaus Niederpleis gestern Nachmittag kann ich den Einsatzleiter Herbert Maur zitieren: ,Den Kräften geht es entsprechend nicht gut, halten aber sehr zusammen.‘ Gestern, an diesem dunkelsten Tag in der Geschichte unserer Freiwilligen Feuerwehr, stützten sich die unterschiedlichsten Einsatzkräfte gegenseitig. Die Feuerwehren aus den umliegenden Kommunen, Polizei, Rettungsdienste, Hilfsorganisationen, Ordnungsamt, THW und viele andere waren vor Ort. Das PSU-Team und die Notfallseelsorge waren gestern ebenfalls schnell vor Ort und werden auch in der kommenden Tagen und Wochen zur Verfügung stehen. Das hat unschätzbaren Wert für die Einsatzkräfte. Ich danke sehr herzlich für die überwältigende Solidarität.
Unsere Gedanken, unsere aufrichtige Anteilnahme, sind bei den Familien und Angehörigen sowie den Kameradinnen und Kameraden insbesondere der Einheit Niederpleis. Es wird noch lange Zeit dauern, bis wir alle emotional wieder gefasst sind. Und doch war es bereits gestern erforderlich, dass wir uns als Feuerwehr und Stab in der Stadtverwaltung mit den anstehenden Aufgaben beschäftigen.“
Der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin und Einsatzleiter, Herbert Maur, sagt: „Gestern hat sich der tragischste Unfall in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin ereignet. Wir haben zwei freiwillige Feuerwehrleute verloren, während sie eintraten, um anderen zu helfen. Mit unserer langjährigen Einsatzerfahrung wissen wir um das Risiko, das bei solchen verheerenden Bränden herrscht. Und trotzdem ist gestern etwas Unfassbares passiert, etwas, das unsere Realität auf den Kopf stellt. Die Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin ist tief erschüttert, ich bin tief erschüttert. Meine Gedanken sind bei den Hinterbliebenen der verunglückten Kameradin und des verunglückten Kameraden. Ich wünsche ihnen viel Kraft in diesen schweren Zeiten der Trauer. Auch der betroffenen Einheit Niederpleis drücke ich mein tiefstes Mitgefühl aus.
Wir werden die verunglückte Kameradin und den verunglückten Kameraden nie vergessen!
Mein aufrichtiger Dank gilt den zahlreichen Einsatzkräften, die uns bei diesem tragischen, belastenden Einsatz zur Hilfe geeilt sind und ohne zu zögern schwierige Aufgaben wahrgenommen haben. Von allen Seiten erhalten wir Anteilnahme und Unterstützungsangebote, dafür sind wir sehr dankbar.”
Kreisbrandmeister Stefan Gandelau während der Pressekonferenz: „Es mit Sicherheit einer der schwärzesten Tage für die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis, den wir je erleben müssen, es hat uns alle tief betroffen gemacht. Wir hatten zur Unterstützung Alarmgruppen und Hilfsorganisationen aus dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis zusammengezogen. Aufgrund der Hitze wurden einige Feuerwehrleute vorsichtshalber zur Behandlung in Krankenhäuser gebracht. Alle sind in der Nacht noch entlassen worden, den Feuerwehrleuten geht es körperlich so weit gut. Was das seelische Befinden betrifft, können wir momentan noch keine Aussage treffen.
Die Unterstützung in der Nacht durch das Technische Hilfswerk und durch alle anderen Feuerwehren war unbeschreiblich und hat uns sehr geholfen. Die Berufsfeuerwehr Bonn hat nachts die beiden vermissten Personen gesucht und geborgen, so konnten wir das Geschehene, wie eben erwähnt, zu einem würdigen Abschluss bringen.“
Die Unfallkasse hat mit der Unfalluntersuchung begonnen. Zudem ermitteln Brandermittler der Polizei zur Brandursache. Personen aus den Nachbargebäuden der Brandruine konnten am Sonntag noch in einem Hotel untergebracht werden. Es wird geprüft, wann diese Personen wieder in ihre Wohnungen zurückkönnen. Die Sperrung der Hauptstraße wird, wegen der Einsturzgefahr des Giebels an der Brandruine, aufrechterhalten. Im Zuge der Untersuchung wird die weitere Vorgehensweise geprüft. Eine Umleitungsstrecke wird derzeit ausgeschildert. Der Jakob-Fußhöller-Platz wurde für Anwohnende zum Parken freigegeben. Die Schließung der gegenüberliegenden Kita Alter Bahnhof wurde gestern Abend kommuniziert und es zeichnet sich ab, dass die Kita auch morgen geschlossen bleibt.
In Zusammenarbeit mit der Steyler Bank hat die Stadt Sankt Augustin ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen der im Einsatz am 18.06.2023 tödlich verunglückten Feuerwehrleute eingerichtet. Die IBAN lautet DE 96 3862 1500 0010 0119 49 (Kontoinhaberin Stadt Sankt Augustin). Für Fragen aus der Bevölkerung hat die Stadt Sankt Augustin ein Bürgertelefon eingerichtet. Dieses ist zu erreichen unter: 02241 243-547
Die Feuerwehreinheit Niederpleis ist derzeit außer Dienst gestellt. Auch dank der überwältigenden Unterstützung der Feuerwehren aus den umliegenden Kommunen, ist die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr in Sankt Augustin auch in diesen dunklen Tagen sichergestellt.